Für stylische Kleidung aus zweiter Hand muss Frau von heute nicht mehr mühselig Brockis, Flohmis oder Secondhand Läden abklappern. Viele Kleiderperlen verstecken sich auf Online-Marktplätzen wie tutti.ch. Joëlle Haas arbeitet als Schneiderin in einem Schweizer Modeunternehmen und ist eine leidenschaftliche Sammlerin von Antik- und Vintagestücken für ihre persönliche Garderobe. Sie verrät uns hier ihre Tipps für den Kauf von Secondhand Kleidern im Internet.

Das wichtigste vorneweg: Secondhand Kleider haben nichts schmuddeliges oder abwertendes an sich. Die Zeiten, wo deswegen beim Kauf ein schaler Beigeschmack herrschte, sind längst vorbei. Secondhand Kleider stehen für Coolness und Individualität. «Wer Secondhand trägt, ist ökologisch und wer ökologisch ist, der ist in», meint Joëlle Haas und spricht damit einen weiteren wichtigen Aspekt an. Der Trend geht hin zu einem rundum ökologischen Lebensstil, wir gehen bewusster mit Ressourcen um und legen Wert auf Nachhaltigkeit – bis in den Kleiderschrank.
Qualität erkennen
Der Knackpunkt beim Onlinekauf ist, dass man die Kleider nicht anfassen kann und sich auf die Bilder und die Beschreibung des Verkäufers verlassen muss. Es gibt aber einige Merkmale anhand derer man sich auch aus der Ferne einen guten Eindruck von der Qualität eines Kleidungsstücks machen kann:
- Marke/Label – Markenkleider, welche neuwertig qualitativ hochstehend sind, sind es normalerweise auch nach ein paar Jahren noch.
- Materialzusammensetzung – Natürliche Materialien wie Wolle, Baumwolle und Seide bevorzugen. Bei Wolle immer auf eventuelle Mottenlöcher achten.
- Form – Ob ein Stück ausgezogen oder geschrumpft ist, kann man durch Abgleich der Bilder mit der angeschriebenen Konfektionsgrösse herausfinden.
- Flecken, Löcher – Verschmutzung, die nicht mehr gereinigt werden kann oder Löcher an auffallenden Stellen, verderben die Freude an einer neuen Errungenschaft.
- Farbintensität – Blass wirkende Stoffe wurden durch häufiges Waschen oder falsche Pflege ausgebleicht und zeugen nicht von einer Top-Qualität.

Joëlles persönlicher Tipp: Wenn möglich nicht per Post verschicken lassen, sondern direkt beim Verkäufer abholen. Auf diese Weise kann man vor dem Kauf auch folgende Eigenschaften überprüfen:
- Nähte – Kontrollieren, ob sie ausgezogen, gerissen oder teilweise gar geplatzt sind.
- Verarbeitung – Lose Fäden, die heraushängen, bedeuten eine schlechte Verarbeitung.
- Pflege – Nebst dem Geruch auch auf die Sauberkeit achten.
- Stoff – Griff angenehm oder hart, fusselig, nach abstehende Fasern Ausschau halten.
Vintage oder Ramsch?
Vintage Kleidern sieht man an, dass sie bereits ein paar Jahre getragen wurden. Die Unterscheidung zwischen echtem Vintage und Imitaten ist trotzdem nicht immer einfach. Wenn Joëlle Haas auf Jagd nach neuer Kleidung für ihre Sammlung ist, achtet sie auf die folgenden Dinge: Schnitte und Proportionen waren früher anders (sehr schmale Taille, hohe Brusthöhe, Ausschnitt eher geschlossen, eng geschlitzte oder sehr weite Röcke). In den 60ern und 70ern wurden vorwiegend synthetische Stoffe verwendet von den 40ern abwärts eher natürliche und sehr edle, hochwertige Materialien. Grundsätzlich gilt: Je älter die Stoffe, desto weniger elastisch sind sie. Gewisse Stoffe werden heute kaum noch produziert auch daran kann man auch ein Vintage-Teil erkennen. Die Expertin warnt ausserdem vor ungerechtfertigten Preisen: «Es kommt nicht selten vor, dass die Stücke von Laien angeboten werden, welche den Wert der Sachen etwas überschätzen.» Daher ist Vorsicht geboten, teuer heisst nicht automatisch Vintage.
Viel Spass beim Stöbern nach Vintage-Perlen wünscht euch tutti.ch!